Ueno ist ein Stadtteil mit vielen Gesichtern und typisch für Tokio. Hektische Pendler in der Metro oder entspannte Spaziergänger im Park, in Ueno sind die beiden Gruppen nur wenige Schritte von einander entfernt. Außerdem liegt in diesem Stadtteil einer der Knotenpunkte der Metro. Für Japaner und Touristen führt an Ueno oft kein Weg vorbei.
Ich weiß nicht warum, aber zu dem Stadtteil Ueno fällt mir immer zuerst Ueno Station ein. Es ist einer der größten Bahnhöfe in Tokio. Eine Haltestelle für den Shinkansen und Bahnhof für zwei wichtige Metro-Strecken. Die Hibiya-Line fährt über Akihabara nach Roppongi und die Ginza-Line bringt Fahrgäste nach Shibuya. Wenn die Japaner zur Arbeit pendeln, sind die Züge auf diesen Stecken ausgelastet und der Betrieb im Bahnhof hektisch. Zusätzlich pendelt von Uneo der Keisei Skyliner zum Flughafen Narita und zurück. Uneo Station war deshalb oft der erste und der letzte Bahnhof, den wir bei Reisen nach Tokio betreten haben. Vielleicht ist mir die Station deshalb in Erinnerung geblieben.
Sehenswürdigkeiten sind der Ueno Park und der an dem Park angrenzende Ueno-Zoo. Der Park ist zur Zeit der Kirschblüte einer der beliebtesten Treffpunkte der Stadt. Leider konnten wir dieses Ereignis bisher nicht persönlich erleben, aber auch sonst ist der Park an sonnigen Tagen sehenswert. In der Anlage versteckt sind Tempel und andere alte Bauwerke aus der Edo-Zeit von 1603 bis 1868. Vereinzelt wird der Park für Veranstaltungen genutzt. Wir konnten an einem Festival der Japanisch-Phillipinischen-Freundschaft teilnehmen, dass eine Menge an Menschen anzog.
Historisches Japan im Ueno Park
Für Tierfreunde unverzichtbar ist ein Besuch im Ueno Zoo. Er ist der älteste Tierparks Japans und die Heimat exotischer Tiere, zum Beispiel Pandabären. An Park und Zoo angrenzend lieg der Shinobazuno Pond, ein Teich, mit einem Umfang von etwa 2 Kilometer. Das ist für die Stadt Tokio, abgesehen von den Flüssen, ein großes Gewässer. Erwähnenswert ist, dass ein nicht unerheblicher Teil der Wasseroberfläche vollständig von Lotus und anderen Pflanzen bedeckt ist. Dass sich darunter Wasser befindet, kann ein Besucher nur vermuten. Die unerwachsenen Regionen des Teiches können teilweise mit Booten befahren werden und am See liegt der einzige Tretbotverleih, den wir in Tokio gefunden haben. Im Juli 2006 wurden im Teich Geierschildkröten entdeckt. Diese gefährdete Art ist in Japan normalerweise nicht heimisch und für Menschen nicht ungefährlich. Der englische Name Alligator Snapping Turtle lässt Schlimmes vermuten. Schildkröten sind uns in Ueno nicht begegnet, die Fische im Teich sind hingegen nicht zu übersehen.
In Erinnerung geblieben ist uns ein Erlebnis an einem Getränkeautomaten am Shinobazuno Pond. Der Inhalt einer Dose entpuppte sich nicht als Flüssigkeit, sondern als eine zähe schleimige Masse, die den Anschein erweckte, das Haltbarkeitsdatum des Getränkes wäre abgelaufen. Das war zum Glück nicht der Fall. Die Dose musste vor dem Genuss ausgiebig geschüttelt werden. Anschließend war die Substanz durchaus schmackhaft. Manchmal ist es doch ein Vorteil, wenn man in Japan die japanische Sprache beherrscht.
Der südliche Ausgang 5B der Ueno Station führt zur Chuo-dori Ave und dort steht man nach dem Überqueren der Straße vor dem Spielwarenhandel Yamashiroya. Wie bei vielen Geschäften in Tokio ist hier die Grundfläche bescheiden, doch das ist für das Yamashiroya kein Problem. Der Laden verteilt sein Angebot auf sechs Etagen und bietet Spielwaren für alle Altersklassen. Es beginnt im Keller mit Artikeln zu den Filmen des Studio Ghibli, also dem Totoro und seinen Freunden. Auf den anderen Etagen geht es denn weiter mit Star Wars, Marvel, Lego und vielen japanischen Marken. Wer ein günstiges Andenken sucht, kann sich bei den vielen verschiedenen Aufklebern bedienen, die im Erdgeschoß angeboten werden. Ideal für die Koffer der Touristen.
Wie in Tokio leider nicht unüblich sind die Gänge eng, um viele Waren im Geschäft unterzubringen. Das ist im Yamashiroya zweifellos gelungen, aber mit großen Taschen oder Rucksäcken ist ein Besuch schwierig. Mit einem Kinderwagen sollte man erst gar nicht versuchen, den Laden zu betreten. Bei einem akuten Mangel an Spielzeug bleiben dann nur die Gatchapon-Automaten vor dem Gebäude.
Schon fast ein Spielwarenmuseum : Yamashiroya
Das Geschäft Yamashiroya ist, meiner Meinung nach, eine der besten Adressen, um in Tokio Gundam-Bausätze zu bekommen. Viele verschiedene Sets stehen zum Verkauf und noch mehr Modelle können zusammengebaut in Vitrinen bestaunt werden. Es ist fast wie ein kleines Museum. Außerdem gibt es im Yamashiroya traditionelle japanische Geschäfte als Holzbausätze die mit viel Liebe zum Detail entworfen wurden. Die siebte Etage des Gebäudes ist angeblich für besondere Veranstaltungen reserviert. Bisher konnten wir nicht herausfinden, was damit gemeint ist.
Das Geschäft Yamashiroya ist nicht die einzige Möglichkeit, in Ueno Geld auszugeben. Hinter dem Gebäude beginnt in südlicher Richtung der Bezirk Ameyoko und der ist gefüllt mit zahllosen Läden und Restaurants. Gut kann ich mich an die vielen Geschäfte für Schuhe erinnern und an einen Buchhändler, der an einer der Hauptstraßen lag. Neben Comics, die in Japan bei Lesern in jedem Alter beliebt sind, gab es dort tatsächlich auf mehreren Etagen richtige Bücher.
Es ist nicht übertrieben, den Bezirk Ameyoko als typisch für Tokio zu bezeichnen. Die vielen Geschäfte sind klein und haben sich auf bestimmte Produkte spezialisiert. Es gibt dort wenig große Kaufhäuser. Die Straßen sind streckenweise eng und gefüllt mit einem stetigen Strom von Menschen, die durch die Gassen eilen. Der Japaner scheint immer in Eile zu sein. Besucher sollten sich von der Hektik nicht anstecken lassen. Die Geschäfte und die Restaurants im Bezirk sind sehenswert, selbst dann, wenn man dort nichts kaufen möchte. Wenn die ersten Läden schließen, wir es ruhiger in Ueno und der Straßenverkehr nimmt spürbar ab. Der einsetzenden Dunkelheit setzen die Bewohner die in Tokio üblichen Mittel entgegen: Leuchtreklame. Ein Spaziergang im nächtlichen Ueno ist nicht ohne einen gewissen Reiz.
Ueno bei Tag und bei Nacht
Geschrieben am: 19.10.2020 Tags: Japan, Tokio, Reisen, Asien